Auf meinem YouTube Kanal „Leb Dich Fit“ veröffentliche ich immer wieder mal Videos, die entweder mit meinem Smartphone aufgenommen oder auch mit Hilfe eines Kameramannes realisiert wurden. Um meine Videos etwas professioneller zu gestalten, suchte ich jemanden, der sich mit dem Thema Videoproduktion auskennt. Bei meiner Recherche bin ich auf David Brych aus Köln gestoßen, der Erfahrungen mit YouTube – Filme für Unternehmen hat.
Stefan: Dave stelle Dich bitte doch zunächst einmal vor.
Dave: Guten Tag Stefan, ich freue mich, dass Du mich zum Interview eingeladen hast. Ich bin 32 Jahre alt und habe eine kleine Familie; sie besteht aus meiner Freundin und meinem 2 jährigen Sohn. Ich lebe in Köln und mache sehr viel mit YouTube. Meine Agentur „Frog Motion“ produziert, optimiert und berät Unternehmen sowie Werbeagenturen hinsichtlich Content Marketing auf YouTube. Ich nenne es „Corporate YouTube“ und finde dieses Thema hinsichtlich einer Formatentwicklung super spannend.
Ich denke, es ist – vor allem für mittelständische Firmen – ein kosteneffizienter Weg, Werbung zu betreiben. Wir betreuen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Bei größeren Unternehmen und Konzernen ist es sehr schwierig einen effektiven YouTube Kanal aufzubauen. Meiner Meinung nach wird die Wirkung von Content Marketing auf YouTube in Deutschland unterbewertet. Das sollte sich ändern, und dafür kämpfe ich jeden Tag.
Mein bisher bekanntestes YouTube Projekt ist „DIE COMMUNITY FÜR ENTREPRENEURE 5 IDEEN“. In diesem Format empfehlen wir 5 Ideen aus verschiedenen Bereichen und stellen diese filmisch vor. Mit diesem Kanal haben wir es geschafft, in einem Jahr über 22.000 Abonnenten zu erreichen und haben derzeit über 100.000 Zuschauer im Monat.
Ich bin immer auf der Suche nach neuen interessanten Nischen, in denen Unternehmen ein Darstellungsformat entwickeln können und setze viel auf den „First Mover Effekt“ in der jeweiligen Branche.
Stefan: Warum sollten Unternehmen oder Einzelkämpfer überhaupt Videos machen bzw. herstellen lassen?
Dave: Viele Anwender haben keine Lust, lange Artikel zu lesen und wollen lieber eine kurze Version à la Blinklist lesen, oder am liebsten Videos anschauen. Da es heutzutage so einfach ist, Videos zu veröffentlichen, ist dies ein einfacher Weg, Inhalte zugänglich zu machen und so seine Produkte und Ideen in diesem Medium zu präsentieren.
Stefan: Ich habe ein Mal für ein Video einfache Produktbilder hintereinander geschnitten – das rankte innerhalb weniger Tage (und auch heute noch) und brachte Besucher auf meine Webseite . Ich denke aber mal, das ist nicht das Gelbe vom Ei, oder?
Dave: Ich haben immer den Ansatz verfolgt, dass man dem Zuschauer Mehrwert bieten soll. Das wirkt sich positiv auf eine Marke und auf das Vertrauen in diese Marke aus.
Stefan: Wie lege ich fest, ob ich mal locker aus der Hand z.B. mit dem Handy aufnehme oder besser im Studio mit Green Screen arbeite. Ist das von meiner Zielgruppe abhängig oder vom Preis des Produktes, welches ich eventuell verkaufen will. Also bei einer Empfehlung für 10 KG Magnesium für 25 € kann ich noch locker flockig in der Küche sitzen, während ich, wenn ich einen Kurs für 5.000 € verkaufen will, im Anzug vor der Kamera treten sollte?
Dave: Das kann man so pauschal nicht sagen, es ist abhängig vom Format und von der Zielgruppe. Grundsätzlich ist alles möglich, und innovativ zu sein, ist besser als herkömmlich daher zu kommen. Das muss man im Einzelfall entscheiden. Im Corporate YouTube geht es in erster Linie um Verbreitung und Branding; d.h.: Es wird nichts verkauft, nicht an dieser Stelle und möglichst nicht offensiv! Letztendlich geht es auch um das Verhältnis zwischen Host/Protagonist/Persona und Zuschauer. Ich sage immer „One Face to the Customer“; das allein ist schon eine sehr große Aufgabenstellung innerhalb meiner Arbeit mit Unternehmen, wenn nicht die wichtigste.
In den meisten Fällen gilt ein eher freundschaftlicher Ton. Beispielsweise werden Zuschauer auf YouTube sogar vom Medienrechtsanwalt Christian Solmecke geduzt. Ein Anzug muss auch nicht zwingend seriöser sein als ein Rollkragenpullover! 😉
Stefan: Sollte ich für meine Videos Skripte schreiben, die ich dann ablese, (z.B. per Teleprompter), oder sollte ich frei reden?
Dave: Skripte schreiben ja – aber mindestens Stichwörter. Du musst Dir im Klaren sein, was Du eigentlich erzählen willst und die Themen richtig strukturieren und sortieren. Deswegen ist ein Skript sehr zu empfehlen. Selbstverständlich musst Du gut vorbereiten sein und ggf. auch vor den Aufnahmen “trocken” üben! Ich habe meine Skripte als Gedankenstütze immer unterhalb der Kamera am Stativ kleben.
Ein Teleprompter ist teuer und nicht leicht zu bedienen. Dafür braucht man mehr Personal und inhaltlich macht das nur Sinn, wenn Du über Dir fremde Inhalte sprichst oder sehr lange Vorträge hältst. Ich empfehle immer und ständig: KEEP IT SIMPLE
Stefan: Sollte ich mehrere Videos an einem Tag drehen oder über mehrere Tage verteilt aufnehmen? Konkret: Produzierst Du z.B. für „5 Ideen“ mehrere Videos an einem Tag und veröffentlichst die dann über die Zeit verteilt?
Dave: Das sind zwei Fragen in einer. Wenn Du zum Beispiel einen Rhythmus von sieben Tagen hast und jede Woche ein Video veröffentlicht, würde ich versuchen, mindestens fünf Videos an einem Tag zu produzieren.
Das können wir vom Fernsehen lernen. Zum Beispiel wird die Sendung „Wer wird Millionär“ in Hürth vorproduziert. Wenn Günther Jauch dann schon mal da ist, werden gleich vier Folgen an einem Tag produziert. Man sollte vorproduzieren um den Druck, Videos drehen zu müssen, zu vermeiden.
Ich habe zum Beispiel im Juli eine 31 Tage Challenge gemacht. Die habe ich an zwei Tagen abgedreht. Für jede Folge habe ich mich umgezogen und hatte natürlich ausführliche Skripte geschrieben, die ich dann abgearbeitet habe. So konnte ich bei der Challenger jeden Tag, ohne Stress, eine neue Folge veröffentlichen.
Stefan: Braucht man wirklich einen Redaktionsplan, oder sollte man das alles spontan machen?
Dave: Ich würde jedem empfehlen, eine Art „Redaktionsplan“ für die Filme zu erstellen, die in der nächsten Zeit abgearbeitet werden sollen. Natürlich kann man sowas unter bestimmten Aspekten auch spontan machen; das ist abhängig vom Format und vom Stil der Sendung.
Stefan: Wie komme ich denn zu meinen Themen oder auch für Firmen gefragt: wie kann man ein Produkt in einem Film darstellen?
Dave: Meine erste Empfehlung: Keine direkte Werbung. Am besten ist es, die Zuschauer vom Kanal zur Website zu leiten und erst auf der Internetseite zu verkaufen.
Wenn die Verkaufsabsicht den Inhalt verwässert beziehungsweise zu einer Werbesendung verkommt, ist das absolut kontraproduktiv. Am schlimmsten ist es, wenn man anschließend die Kommentar Funktion abschalten muss, weil zu viel schlechtes Feedback kommt.
Stefan: Was schlägst Du vor? Soll ich nur HowTo oder auch Image-Filme drehen, oder kann ich beide Formen in einem Kanal bedienen?
Dave: Ich würde prinzipiell immer einen Kanal für ein Themengebiet vorschlagen. Ein Video zu realisieren, das nur aus Werbung besteht, macht keinen Sinn, denn niemand der auf YouTube unterwegs ist, denkt sich „oh heute habe ich Lust, mir einen Image-Film anzugucken“.
Stefan: Ich beschäftige mich auch mit Suchmaschinenoptimierung. Hat es Rankingvorteile, wenn ich z.B. auf Google, Videos einstelle? Es werden ja nicht mehr die Seiten angezeigt, die ein Video eingebunden haben, sondern nur noch die YouTube Videos selber. Angeblich ist YouTube ja die zweitgrößte Suchmaschine nach Google. Ich habe noch nie nach Produkten auf YouTube gesucht. Hast Du damit Erfahrungen?
Dave: Einerseits steigt, so glaube ich, auch das Ranking Deiner Website, wenn Du Videos einbindest. Aber das Wichtigste ist zu wissen, dass YouTube die zweitgrößte Suchmaschine der Welt ist. Man „googlet“ nicht nur man „youtubet“ auch. Selbst wenn Du auf Google etwas suchst, werden Dir YouTube Videos vorgeschlagen. Praktisch bedeutet das, wenn ich zum Beispiel nach einem Schokoladenkuchen Rezept suche, kommt auf der ersten Seite bei Google auf einer der ersten Position auch gleich ein Video mit einem Schokoladen Rezept. Daher solltest Du in Deinem Video an erster Stelle Deine Website verlinken, um Deine Zuschauer auf diese weiterzuleiten, wenn das Dein Ziel ist.
Zum Thema YouTube als Suchmaschine: Kunden suchen nicht nur nach konkreten Produkten, sie wollen von anderen auch ein Feedback lesen oder wollen wissen, wie etwas funktioniert oder von einem Produkt eine bessere Vorstellung bekommen.
Stefan: Vielen Dank Dave für Deine Ausführungen. Wo kann man weitere Infos zum Wie / Warum / etc. bekommen? Bietest Du auch Workshops an?
Dave: Gerne geschehen. Mehr Infos findet ihr auf jeden Fall auf meiner Internetseite „www.herotube.de“, auf meinem YouTube Kanal „HeroTube“, und auch wer sich für Corporate YouTube und Content Marketing auf YouTube im Speziellen interessiert, sollte meine YouTube Workshops besuchen!
Der nächste YouTube Workshop ist am 22. Oktober in Köln. Weitere Infos zum Workshop findet ihr hier: YouTube Workshop